Geschrieben habe ich, seitdem ich schreiben konnte. Wahrscheinlich schon früher, aber das konnte niemand lesen. Erste Erfahrungen bescherte mir die Grundschule: Phantasielose Lehrer lehnten meine Werke ab, weil Schlitten angeblich nicht „meterhoch“ springen. Aber andere Aufsätze fanden sogar ihren Weg auf das damalige alkoholgetränkte Matrizenpapier. Sie wurden als Vorbild an die Klasse verteilt. Ich weiß nicht mehr, welche Erfahrung für mich schlimmer war.
Später hat mich ein Lehrer beiseite genommen und mir verschwörerisch den Namen Novalis zugeraunt, der sei doch was für mich. Und wie recht er hatte! Aber dennoch – seit der Schule gab es für mich nur noch zweckgebundenes Schreiben. Analysen, Aufsätze, Referate, Magisterarbeit, Promotion. Ich hatte mich ganz der Welt der Bilder zugewandt, studierte Kunstgeschichte. Und ich hatte mir einreden lassen, ich sei bestimmt kein Autor, weil mir ja nicht ständig was einfiele, das ich sofort aufschreiben musste.
Weil ich dennoch flüssig zu lesende Texte produzieren konnte, wurde ich Pressesprecher für verschiedene große Museen. Es war eine Arbeit zwischen Journalismus, Kunst und Wissenschaft, und ich konnte hier nach Herzenslust Texte schmieden, in Behörden- und Wissenschaftsdeutsch verfasste Vorlagen in verständliche Texte verwandeln.
Aber irgendwann merkte ich, dass ich dabei den Grund für mein Tun aus den Augen verloren hatte: meine Geschichten zu erzählen. Das habe ich nun wieder entdeckt. Und dabei mich selbst. Ich kann endlich der sein, nach dem ich mich immer gesehnt habe. Und Sie, lieber Leser, liebe Leserin, können nun auch in diese Welt eintauchen!